Tatort Münster

Tatort: Der doppelte Lott (WDR)

http://sopran.twoday.net/stories/4139906/

Zur Wiedereingliederung in die Bonner Tatort-Gemeinde gleich ein Münstertatort. Alt und Bariton kommen und ein weiterer Sopran, es gibt Tschüpse, Color-Rado und Bier, alkoholfreies auch, denn Alt ist schwanger, wie schön.

Ich habe nichts mitgeschrieben und bitte um Nachsicht:

Inguschien, ist das das Land, das ich unter Inguschetien kenne?
Der Baulöwe und rechte Bürgermeisterkandidat ist böseböse, aber nicht der Mörder. Die Schwulen sind alle total empfindsam und ein bisschen zickig, natürlich. Thiel verliebt sich in die russische (nein, inguschische) Aushilfskellnerin im russischen Bahnhofslokal von Nadeschdas Vater. Alberich kommt viel zu wenig vor. Ich prangere das an. Dafür müssen wir einen kleinen Ausflug nach Köln machen, wo wir dann Dr. Roth, den kahlen Pathologen, sowie Schenk und Ballauf treffen. Überflüssiger Betriebsausflug.

Die Geschichte ist schnell erzählt.

Äh.



Am Rande einer abendlichen Kundgebung gegen den Bürgermeisterkandidaten (Autonome! In Münster!) wird dessen Doppelgänger erstochen, ein Kabarettist. Ein Autnomer flüchtet, aber der war's natürlich nicht. Ein paar Straßen weiter wird Sekunden später ein Unbekannter in Kapuzenpullover von einem Porsche totgefahren, Fahrerflucht. Börne Porsche ist auch vorne kaputt, und er will mal schnell selber die Leiche untersuchen, ob er's vielleicht war.

Und dann?

Werden allerlei Leute befragt, galt der Anschlag dem Doppelgänger oder dem Original? Der Sponti wird verhaftet, die Leiche in Köln untersucht, das Mädel gefunden, das mit Papas Porsche den Mann totgefahren hat usw.

Das ist ja auch ganz egal, Hauptsache, Herr Börne kann auf eigene Faust ermitteln, Thiel zieht mal wieder seinen Sankt-Pauli-Dress an und am Ende gibt es eine lustige Verfolgungsjagd. Dieses Mal über den Golfplatz, mit sehr hübschen Weitwinkel-Einstellungen, das Auge dicht am Rasen.

Einwandfreier Klamauk mal wieder. Das Übliche.

Nächstes Mal wird wieder live gebloggt, vorausgesetzt, die Post hat bis dahin mein Internet repariert.

Tatort: Fakten! Fakten! (WDR) Wiederholung

http://sopran.twoday.net/stories/3475333/

Fuckten, Fuckten.

(Für meine Leser, die erst am Sonntagabend oder Montagmorgen zuschalten: Den aktuellen Tatort werde ich wahrscheinlich verpassen und habe deshalb münsterswegen ausnahmsweise mal eine Wiederholung auf hr angesehen.)

Der zweite aller Münstertatorte also, Erstausstrahlung 1. Dezember 2002. Die Vier war damals eine Woche alt, was dafür spricht, dass die Freunde zu mir kamen. Ich erinnere mich, dass Alt mit Vier auf dem Bauch auf dem Sofa lag.

So wundert es mich nicht, dass ich seinerzeit den Anfang verpasst und dann nix kapiert hatte. Oder den Anfang nicht verpasst und trotzdem nix kapiert. Ging den Anderen auch so. Schließlich gibt es kaum etwas aufmerksamkeitsbindendes als ein Neugeborenes. Aber neugeboren bleibt ein Kind ja nur wenige Tage.

Boerne siegte beim Springreiten, aber das sah man leider nicht. Boerne macht ja alles. In einer späteren Folge spielt er Cello in einem Streichquartett. Bei der Siegerehrung in dem Reitlokal, das wahrscheinlich "Tenne" heißt oder "Hubertusstube", beflirtet ihn eine Dame. Wieso kommt die eigentlich nachher nicht mehr vor?

“Sollte mir jemals etwas zustoßen, dann möchte ich auf Ihren Seziertisch.”
“Dann hoffe ich, dass ich Sie überlebe.”

Oliver Stritzel war ja neulich in Frankfurt schon der Mörder. Wobei neulich natürlich heißt: Wird wenige Jahre später in Frankfurt der Mörder sein. Das muss nichts heißen, schließlich war ja der patente Kommissar Schüttauf aus Frankfurt kürzlich in München der Mörder. Zum Aufgalopp bringt Stritzel seinen Kindern Pizza mit, damit man direkt weiß: Scheidungsvater. Die Kinder wollen aber nicht schon wieder Pizza und ziehen sich in die Gemächer zurück.

Dann wird vor der Stritzelvilla ein Mann im Auto erschossen. Stritzel ruft Boerne (alter Kamerad) bei Hubertus an.

Der Tote ist der Freund von Juliane.
Juliane war Stritzels Freundin und war dann mit Jürgen zusammen oder so.

Verdi Requiem dirigiert Boerne in seinem gekachelten Seziersaal und schaut dabei auf Mahler, Wagner und Konsorten.

In diesem zweiten Münstertatort ist auch noch der Bulle Bulle dabei. Den hätten sie meinetwegen behalten können und dafür die neunmalkluge Nadeschda rauschreiben. Aber wir wissen ja, dass man sich - pfff - anders entschieden hat.

Zwischenstand:

Jürgen Wicken heißt die Leiche
Oliver Stritzel heißt Professor Dreiden
Juliane Kraft heißt die Freundin von beiden.
Frau Dreiden geschiedene heißt die Ex-Frau April Hailer, die immer aussieht, als wirke die Betäubung vom Zahnarzt noch.
Felix Kraft ist der Ex-Mann von Juliane Kraft und Vater deren Kinder Max und Anna.
Max war's nicht. Kann ja nicht immer das Kind gewesen sein.
Anna ist tot.

“Das ist aber heute ein kurzer Tatort” sagt meine Nachbarin um 21:59 Uhr, Stritzel verhaftet, fertig - jetzt Sabinsen? Nixda.

(Ich versuche mich zu erinnern, wer's war, aber das war glaube ich kompliziert).

Ach, Tochter bei Unfall gestorben. Alte Geschichten ausgraben, dem mal nachgehen. Unfall? Und wer war schuld? Und wer der Vater?

Warum werden die Kinder nicht nochmal vernommen? Die haben doch gelogen. “Poppkonzert” im Fernsehen geguckt und deshalb keinen Schuss gehört, pah!
Gerade erschießt Boerne Alberich mit einem gelben Filzstift: Mord nachstellen.

"In der Halle des Bergkönigs" pfeift Boerne im Archiv der psychiatrischen Klinik. Felix Kraft war da mal nach der Scheidung. Hatte Juliane eine Vase auf den Kopf gedonnert und dann auf bekloppt gemacht. Jurist wohl.

Von Kindern haben die keine Ahnung. “Der kam vielleicht ne halbe Stunde später , sagt Maxi” Kann so ein Achtjähriger doch gar nicht schätzen. Thiel freundet sich mit Max an, auch so ein wiederkehrendes Motiv, in jedem Tatort freundet sich mal der Kommissar mit einem Kind an. In Frankfurt macht das natürlich nicht die bekloppte Sawatzki sondern Kamerad Schüttauf.

Verbiestert:
April Hailer nebst Kindern. Alle drei sehr schmallippig und großbürgerlich. "Der Junge ist im Ruderclub und das Mädchen bei seinem Pferd." Ruderclub ist in Münster bestimmt ziemlich Goldknopfsakko. Die aus Münster haben uns natürlich immer besiegt bei den Landesmeisterschaften der Schulen. Kunststück, wenn man nicht auf dem Rhein in verklinkerten Dickschiffen trainiert sondern in Rennbooten auf dem Kackasee.

Unter Hinterlassung von Blut und Hirnmasse ist inzwischen auch Juliane verschwunden. Schön, wie Boerne in der Nacht mit Thiel durch die Uni tigert. Boerne mit so einer dezenten Generalschlüsselinhaber-Attitüde: Weiß, wo das Licht ist, nimmt diese lässige Im-eigenen-Haus-Haltung an. Keine Leich, aber was wird aus Maxi?

Hübsch gemacht, das mit den gegenüberwohnenden Großeltern. Die einen, die Guten, schön frisch verklinkert mit Alu-Haustür, die anderen alles noch wie 1954, Holztür mit so Strahlenmuster und gelblichen Scheiben. Großer runder Griff. Unten Messingblech. Böse böse, die Felix-Kraft-Mutter. Leider weiß man jetzt schon, dass die alle Dreck am Stecken haben. Die kommen so klassisch-spießig fies rüber, Mutter und Sohn, dass man auch mal "Dreck am Stecken" sagten darf.

Durchsuchung bei Kraft: "Kommt Ihre Mutti hier nicht aufräumen?"

Orange Plastikthermoskanne, grün gestrichene Rauhfaser (oder wie man neuerdings schreibt: Johannes Raufaser), Schnapsflasche und allerlei Geschiedener-Arbeitsloser-Müll.

“Ich bin ein verletzter Mensch voll archaischer Wut”, erklärt Herr Kraft und “Kein Corpus delicti, keine Waffe, Sie gehen gar nicht gut aus.”

Ikea-Lampe. Stattet das Land Nordrhein-Westfalen seine Kripobüros wirklich bei Ikea aus? Vorgabe ist doch, dass Steuergelder für langlebige Einrichtungsgegenstände verschwendet werden. Bei Zusammenstellung der Kinderladen-Erstausstattung hätten wir keine billige Ikea-Lampe in den Sachkostenantrag setzen dürfen. Kaufen durften wir sie aber.

Alberich seziert zu einem klassischen Klavierkonzert. Erkenne nichts, klingt sehr verwaschen. Mozart?

Ich will ja nicht vorgreifen, aber ich glaube, Max-sein-Opa tut nur so gelähmt.

“Worauf warten Sie, Alberich? Prüfen Sie die 76 Kilo DNA im Kühlschrank.”

Mal im Garten nachbuddeln?

Die böse Mutter und Opafrau ist toll. So eine Art Schauspielerin, bei der ich mich wundere, dass es solche Typen auch als Schauspieler gibt, nicht nur im Leben.
Dafür kriegt sie jetzt Handschellen an, denn der Opa weiß alles, lag im Bett und stellte sich stumm jahrelang, nachdem seine Alte ihn die Kellertreppe runtergestoßen hatte.

So. Nun ist also Stritzel der Vater von Max,

(noch neun Minuten, bis der Akku leer ist, noch 11 Minuten, bis der Tatort zuende ist).

der mutmaßliche Vater hatte zwei Tage vorher erfahren, dass er es jedenfalls nicht ist. Er hat nämlich eine Luftpumpe.
Und jetzt verhört Max seine neuen Geschwister, von denen ja eh klar war, dass sie gelogen haben.

Nein, nicht Garten, Krematorium, wie sich die Bilder gleichen! Mal wieder eine Leiche im letzten Moment vorm Ofen gerettet, wie letzten Sonntag. "Wir haben Stau", der Ofen war en panne, und dann der Andrang, wollen ja heute alle verbrannt werden. Schließlich hat der angehende Professor der Rechtsphilosophie Kraft auch mal Metallbeschläge von Särgen geschraubt, bevor die in den Ofen gingen.

War er's also wirklich, der Herr Sohn.
Saubere Münsterarbeit.

Tatort: Ruhe sanft (WDR)

http://sopran.twoday.net/stories/3450232/

"Vorstand, Vereinigung, Verantwortung - ich komm mir ja vor wie ein äh V-Mann."
Müsste Börne nicht sagen: Ich komme mir vor wie in einer Wagneroper?

Der Satellitenempfang ließ mich warten, wahrscheinlich war das Holz zu feucht. Zwischen 20:13 Uhr und 20:17 Uhr großes Fluchen meinerseits, aber mit der mir eigenen Geduld und Beharrlichkeit, kaputter Fernbedienung, jetzt nicht reintreten, das bringt doch nichts.

Habe aber dann nicht mitbekommen, warum Börne schuld daran war, dass Thiel sein Flugzeug verpasste. Weil er Thiels Vater (mit Livrée) als Chauffeur angestellt hatte, um die Österreichische Kollegin und ihre Mozart-Kugerln abzuholen? Aber für den leeren Tank hat er ja dann so schnell den Leichenwagen angehalten, mit dem die spätere Leiche (Bestattunsunternehmer) eine andere Leiche vom Flughafen Münster/Osnabrück abholte. Thiel wollte übrigens in Afrika auf Moppedtour. Gepäck: Rucksack, außen dran Alutopf, Aluschlafmatte und Omas Steppdecke.

Irgendwann mal eine Klingelton-Erhebung machen.

Klingelton Thiel: Auf der Reeperbahn nachts um halb dings.

Börne, obwohl erklärtermaßen multitaskingfähig, ist etwas überfordert, er hat diesen Pathologenkongress am Hals, Begrüßungsansprache, Fachvortrag, will zu irgendwas gewählt werden und hat auch noch die österreichische Kollegin bei sich einquartiert - und sich selber bei Thiel, der ja nun doch nicht in Afrika ist.

Damit Thiel sich in Münster nicht langweilt ("Boerne: Hier im Münsterland kann man wunderbar Motorrad..."), lässt sich ja dann der Bestatter umbringen, und zwar erst zusammenschlagen,
"...bevor der Täter ihm mit diesem Kandelaber endgültig das Licht ausgeblasen hat." (Boerne)

Die mumifizierte Ehefrau des Ofers sitzt dekorativ unter einem Baum.

Stinkende Lilien im Sarglager, warum eigentlich? Wie schon früher bemerkt, riechen die ja so ähnlich wie in der Ecke vergessene Pampers. Naja, jedes Detail ist irgendwie wichtig, auch wenn dann nachher doch nicht oder so.

Nadeschda ist verliebt, ihr Handy piepst dezent: SMS, sofort zu beantworten. Kennt man doch.

20:31 Uhr: nur das übliche Publikum bisher, vernachlässigte Ehefrau (mehr mit dem Gesdchäft verheiratet als mit mir) und der übergangene Bruder (Nichtsnutz), wie man sieht, haben die beiden was miteinander.

Zack, schon wieder SMS für Nadeschda, prompte Antwort. Hat Bruder was mit Frau? Egal, von denen, war es ja doch keiner. Auch wenn sonst immer viel für die Ehefrau spricht.

Schon ungewöhnlich, dass der Bestatter um 22.30 Uhr den aktuellen Kundinnenwitwer wegen Blumenschmuck anruft. Ungewöhnlich auch dessen Anteilnahme am Tod des Dienstleisters. Und überhaupt alles viel zu wichtig. Und weil sich immer irgendwelche Kreise schließen im kleinen Münster, ist der Witwer der Orthopäde von Staatsanwältin Wilhelmine Klemm.

"Auch Sankt-Pauli-Fan?" fragt Thiel die gruftige Orthopädentocher Lussi. Ah, deren tote Stiefmutter war schwerste Asthmatikerin, die bringt man leicht unauffällig um. Da werden wir noch von hören, glaube ich.

"Wilhelmine? Schleudertrauma!" Schweigepflichtverletzung.

20:40 Uhr schon wieder SMS für Nadeschda.

Nadeschda:
"Wie heißen nochmal die Leute, die immer schwarz rumlaufen?"
Börne:
"Neger"

Nächtliche Spaziergänge gehören wohl dazu, mindestens seit der letzten Folge. Heute Friedhof, Grufties suchen, oder wie Boerne sagt: "Die Anhänger der Gothic-Szene, aber Menschen, die kein tiäitsch aussprechen können, sagen Grufties".

Droste-Hülshoff lesen die jungen Leute auf dem Friedhof vor, Münster halt. Hatten wir das nicht schon im ersten aller Münster-Tatorte? Dem mit der Moorleiche?

21:06 Uhr Ich bin so gut wie sicher, der Orthopäde war's.
21.14 Uhr Geständnis Bruder. Aber ist ja noch eine halbe Stunde Zeit.

Theorie:
Die Leiche mit dem Transportschaden kam aus Afrika. Ok, auch aus Salzburg.
Der Orthopäde würde überhaupt nicht gebraucht, wenn er nicht der Täter wäre.

Und auch Dr. Arnold, die von Boerne so verehrte Kollegin aus Salzburg bekommt noch ihre Aufgabe, indem sie sich in Boernes Badewanne die Pulsadern aufschneidet. Nur, dass sie dabei das Wasser nicht abdreht, das ist doch wirklich nicht nötig. Aber jetzt ist seine Wohnung wieder frei.

Dr. Arnold hat Lussis Mutter überredet, nach Kigali zu fahre und dann ist die auf die Landmine gefahren. Schließt sich Kreis, aber was hat der Beestatter damit zu tun?

MS-L 156 gehört dann wohl Dr. Dings.
Hätte er doch mal gleich Boernes eifersüchtigem Drängen nach der Halterabfrage nachgeben sollen, als er wissen wollte, welchen Männerbesuch Dr. Arnold in seiner Wohnung empfing.

(Aber warum soll die Tochter ausgerechnet zur Stiefmutterbeerdigung was anderes anziehen als ihre Gruftie-Klamotten? Ist doch einwandfrei.)

Jetzt haben wir ja leider schon eine Lösung.
Orthopädenfrau hatte zwinkerzwinker tödlichen Asthmaanfall bei romantischem Wochenende in Salzburg.
Kollegin und Zwinkerzwinker Dr. Arnold hat die Obduktion gemacht und ist dann gleich mit der Leiche nach Münster geflogen. Man kannte sich der Klinik in Afrika: Witwer, erste Frau (Landmine) und Pathologin.

Thiel holt Boerne aus seinem Vortrag, damit der vor der Einäscherung noch schnell eine Obduktion an der Stiefmutter-Doppelwitwerfrau durchführt.

"Alberich, Sie kennen ja den Vortrag, würden Sie die Sache für mich zuende führen?"
"Ja, in- und auswendig, das wird keinen Unterschied machen."

(Alberich muss heute Getränke servieren, Diaprojektor berdienen... meine Güte, wer benutzt heute noch Diaprojektoren?)

Frau Klemm will der Obduktion nicht zustimmen.
Boerne: "Und wenn's der Wahrheistfindung dient?"
Klemm: "Sparen Sie sich Ihre Kommunardensprüche, Herr Professor" (Kinnhaken)

Und schon geht der Sarg in Flammen auf.

Hach, haben die Grufties jetzt die Leiche sichergestellt? Hübsch, dafür den Pathologen zu entführen. Und wegen entführten Pathologens verpasst jetzt Thiel nochmal sein Flugzeug.

Wie viele Flüge gehen eigentlich von Münster-Osnabrüch nach Dakkar?

Mit einem Kissen aus ukrainischer Gänsedaune. Fazit: Dieses Mal haben sie wieder mehr darauf geachtet, sich auch einen Krimi auszudenken um die kleinen Scherze herum.

Zu einfach. Ein, zwei ernstzunehmende Irrwege zusätzlich hätten genützt.
Zu wenig Musik.
Zu wenig Alberich. Meine Lieblingsassistentin unter allen Tatort-Assistentinnen der ARD.
Zu viel Nadeschda.

Tatort: Das zweite Gesicht (NDR)

http://sopran.twoday.net/stories/2925796/

Bariton bringt einen halben Nachtisch mit, Alt eine Tüte Chips, Chefdechoeur und Mann eine Flasche Sekt, die Muttern für das schöne Konzert letzte Woche spendiert hat. O aus Münster hält den kleinen Flaschenöffner in Ehren, den ich ihm vor vier Jahren geschenkt habe. Münstertatort.

Die Geschichte ist schnell erzählt. In Münster ist es sehr kalt. Das erkennt man an der teilentsättigten Stadtansicht. Brrrr. Es wird ein totgefrosteter Obdachloser gefunden, den hat jemand mit Wasser übergossen. Assistentin Nadeschda nimmt sich seiner an. Wo ist eigentlich der Bulle Bulle? Oder war der nicht in Münster?

In Dr. Börnes Haus ist die Heizung kaputt, sein Mieter Hauptkommissar Thiel friert. Er sitzt mit Mütze und Schal in seiner Küche am offenen Backofen und wärmt sich die Hände über einem alten Toaster. Zum Aufwärmen knutscht er im Büro ein Heizungsrohr. "Soll ich schon mal die Nummer vom Mieterverein raussuchen?" fragt Alberich (meine Lieblingsdarstellerin ChristTine Urspruch, dieses Mal leider nur kurz zu sehen).

In einem spinnwebigen Haus läuft eine ältere Frau mit Wollhütchen herum, die Hellseherin, wie aufmerksame Zeitungsleser schon ahnen. Zuerst ist ein Mann dabei, nicht erkennbar, den schickt sie dann weg. Sie kritzelt was, ein Bildchen, Sätze in Sütterlin. Wenig später ist sie auch tot, ebenda, vorher hat sie aber noch nach Thiel gesucht, dem Hauptkommissar mit der Sankt Pauli-Bettwäsche. Die Aufzeichnungen sind natürlich weg.

Natürlich haben die Leichen was miteinander zu tun, aber das ist ja nicht so wichtig.

"Solche Häuser gibt es in Münster gar nicht", sagt er. "Das haben die bestimmt in Godesberg gedreht." - "Oder wieder in Bad Honnef, wie damals das Irrenhaus." Dieses Mal aber netterweise wenige "Guck-mal-der-Prinzipalmarkt"-Szenen. Nur einmal: "Aha, die UB. ----- War ich aber nie drin."

Schon mal dagewesen: Alte Geschichte, seit Jahren verschwundene Leiche, Tochter im Internat. Nur letztens war die Internatstochter die alte Moorleiche, dieses Mal ist sie die Überlebende des Familiendramas. Sechs Jahre zuvor waren Vater, Stiefmutter und Sohn Steinhagen aus ihrer Villa verschwunden, unter Hinterlassung von "20 Gramm graue Masse mit Knochensplittern hier an der Wand" und "ein halber Liter Blut auf den Dielen". Börne hat das damals natürlich akribisch untersucht und immer noch Tochter Franziska in Verdacht. Nicht akribisch genug, wie wir später erfahren. Sie hätten's länger her sein lassen sollen als sechs Jahre, denn Franziska Steinhagen ist in den sechs Jahren von 17 auf ca. 32 gealtert, die Familienfotos sind reichlich 80er, gab es nicht 2000 schon Farbfotografie? Ok, in den 80ern auch.

Natürlich haben der eisige Penner Kalle und der Fall was miteinander zu tun. Bis auf Kalle, den man auch hätte einsparen können, herrscht eine angenehme Ökonomie an Figuren. Dass die Frau, die bei Dr. Mittenzwey, Patenkind der Seherin, hat was mit der überlebenden Franziska Steinhagen. Der Bruder wird später durch einen Kleiderhaufen dargestellt, das spart Geld, und man muss sich nicht so viele Gesichter merken. Keine Rückblenden zu dem alten Mord, die toten Eltern treten nur als Skelette auf.

Doktor Mittenzwey, überhaupt. Thiel überrascht ihn in der Wohnung der toten Seherin. Er hat das SIEGEL ERBROCHEN (um diesen schönen Begriff mal zu verwenden). "och, oh, huch" - endlich mal einer überzeugend zu Tode erschrocken, der von einem bewaffneten Tatort-Kommissar gestellt wird. Dafür dann im lang anhaltenden Angstkeuchen der wohlüberlegte Satz: "Aber bitte, strafen Sie mich lügen." Die Alt beschließt, das mal in ihren Biologie-Lehrerinnen-Wortschatz aufzunehmen. Mittenzwey beklagt sich über die Unordnung, die die Polizisten hinterlassen hätten, "von der spirituellen Verwüstung ganz zu schweigen."

Hübsche Nebenfigur: Der Bekloppte von Gegenüber, Herr Krawczyk. Diese Art Verfolgungswahn ("Sie sendet Alphastrahlen aus, wo ist mein Absorber, ich habe alles notiert") ist mir in meiner Tätigkeit als Bürgerpostbeauftragte der damaligen Bundestagspräsidentin öfter begegnet. Implantierte Sender, böse Strahlen. Sehr traurig. Der Absorber ist ein Nudelsieb, das trägt Herr Krawczyk unter seiner Ohrenklappemütze. Später halte ich ihn einen Moment lang für den verschwundenen Steinhagen-Bruder, aber es muss ja nicht jeder Kreis sich schließen.

Ich bekomme erst um 21.03 Uhr mit, dass die Leichen fehlen. Sowas Wichtiges könnten sie ruhig öfter sagen, irgendwann muss man sich doch auch mal ein Bier holen gehen.

Herr Krawczyk hat in seinen Akten ("Links sind die Observationspausen vermerkt. Ich b-bin ja auch nur ein Mensch.") regelmäßige Besuche des Dr. Börne bei der Hellseherin vermerkt. Der suche einen "ganz neuen holistischen Ansatz" für seine Ermittlungen, nun ja. Es gibt einen kleinen Nebenstrang mit Spekulationsverlusten, deretwegen der Dr. Börne auch die notwendige neue Heizungsanlage nicht bezahlen kann. Thiel friert und Börne heizt mit allerlei noblen Elektroöfchen. Sein Cell sollte er aber lieber nicht neben dem Ofen stehen lassen.

Unser Freund aus Münster kann einschüchternd gut folgen und weiß schon um fünf nach neun, wie alles war. Ich merke, dass ich unaufmerksam bin. Er sieht ein Bild mit Bäumen (welches Bild?) und sagt: Da liegen die Leichen, für jede Leiche ein Baum.

Mittenzwey wird wenig später aus dem Film geschrieben, irgendwo auf dem platten Westfalenland "stellt sich der Mittenzwey mitten auf die Straße, um sich entzwei fahren zu lassen." (Börne). In der Nähe liegen dann die Leichen, halbwegs zwischen Münster und dem Internat. Um sie zu finden laufen Börne und Thiel in sehr schönen Bildern (Taschenlampenkegel) durch den dunklen Wald. Börne wieder: "Die Karte stimmt nicht, der Wald müsste hier zuende sein, ich habe ein fünfundachtziger Schrittmaß.") Er gräbt ein bisschen mit den Fingern im Boden, was angesichts der Kälte natürlich gar nicht gehen dürfte, und findet, na, was? "Eine Patella" - Aha, der Kieselstein soll eine Kniescheibe sein.

Ich mach auch was richtig: Als Börne der Franziska sagt, dass ihre Eltern gefunden wurden, aber nicht der Bruder. "Jetzt wird sie sagen: Wenn sie ihn auch finden, sagen Sie es mir nicht." Dä.

Ok, dass der Bruder lebt wissen wir ja jetzt schon länger, wenn eine Leiche fehlt, lebt die Leiche halt noch. Bisher. Franziska nimmt später die Waffe noch einmal in die Hand, aber ausnahmsweise darf sie sich nicht entleiben, vielleicht als Täterin nicht tragisch genug. Der Bruder mag der Mörder seiner Mutter gewesen sein oder seiner Eltern oder gar nicht, so genau erfahren wir das doch nicht, dieser Franziska ist ja nicht zu trauen, die war in ihren Bruder verliebt und hat ihn nun wegen Zurückweisung auch mal schnell um die Ecke gebracht. So wie die Seherin und Dr. Mittenzwey. Weil die ihnen draufgekommen waren.

Und Eis-Kalle hatte mit dem Bruder in der Knaben C-Mannschaft Fußball gespielt und war sein Doppelgänger, weshalb Christoph Steinhagen als Karl-Heinz Metzler weiterleben wollte und Kalle verschwinden sollte. Oder so. Den toten Kalle hatten sie glaube ich eher dafür reingeschrieben, dass Nadeschda auch mal was zu tun hat.

Was dieses Mal fehlte:
Genug Alberich
Musik beim Sezieren

Was dazu kam:
Staatsanwältin Klemm schläft mit Börnes Thiels bekifftem Vater (Danke für die Korrektur, Erasmus von Meppen)

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